Die Gräueltäten, die in der Zeit des Nationalsozialismus verübt wurden, werden besonders plastisch, wenn man sich mit eigenen Beinen an den Orten der Verbrechen befindet. Auch in Graz werden wir unter anderem durch Stolpersteine oder den Lauftext von David Herzog daran erinnert, welche Leiden an genau jenen Stellen in der NS-Diktatur von Menschen ertragen werden mussten, die nicht den willkürlichen Normen der nationalsozialistischen Ideologie entsprachen. Der Besuch der Konzentrationslager in Mauthausen und Gusen, Orte, an denen Mord industrialisiert wurde, bleibt besonders tief im Gedächtnis.

Die Schüler:innen der 7. Klassen, begleitet von Prof. Knopper, Prof. Krapscha, Prof. Kulmesch und Prof. Wohlmuther, erhielten einen Einblick in den qualvollen, demütigenden Alltag der Inhaftierten in Mauthausen und Gusen. In Mauthausen standen wir an jener Stelle, an der Menschen in Massen in den Tod gestoßen wurden und dabei zynisch als „Fallschirmspringer“ verspottet wurden. Wir blickten auf die Todesstiege und versuchten uns auszumalen, wie man die harte Arbeit sowie die darauffolgenden stundenlangen, schikanierenden Appelle unter jenen körperlichen und psychischen Belastungen aushalten konnte. Besonders bewegt waren viele Schüler:innen vom Raum der Namen, der die Unbegreifbarkeit des Ausmaßes der Verbrechen versucht, greifbar zu machen. Sowie auch der Umgang mit der historischen Belastung Gusens, der Ort jenes Lagers, das als „die Hölle der Höllen“ galt, erzeugte ein Gefühl der Fassungslosigkeit. Gleichzeitig wurde bewusst gemacht, wie wichtig die Erinnerungskultur ist, da durch jene Formen der Aufklärung ein geschärftes Auge bei wahrgenommenen diskriminierenden Verhaltensweisen sowie aktives, solidarisierendes Dagegenhalten initiiert werden können.

Prof. Anna Wohlmuther