Grazer Keplerspatzen
Konzertankündigung

Carl Orff
Carmina burana

Jake Runestad
Ritual

Ryan Main
Legatum

Die „Carmina burana“ hat seit der Uraufführung 1937 durchschlagende Erfolge verbucht und erfreut sich ungebremster Popularität beim Publikum. Das Werk fasziniert durch seine mitreißenden, archaischen Rhythmen und seine mittelalterlichen Texte, wodurch sich die Zuhörer in eine ferne Vergangenheit versetzt fühlen, die geprägt war von Aberglauben und Endzeitstimmung, aber auch freudiger Lebensbejahung und derber Komik. Das Treiben der Menschen ist dabei fest in das Rad des Schicksals eingespannt, welches sich unerbittlich dreht und so über Wohl und Weh, Glück und Unglück der Menschen entscheidet. Ob König oder Lebemann, alle erwarten ihren Urteilsspruch durch Fortuna, der Göttin des Schicksals, und so gilt es, sie milde zu stimmen, bevor Tanz und Reigen beginnen. Die Anrufung der Göttin umspannt das eigentliche Treiben, welches aus Tänzen und Liedern, Trinkgelagen und Festen, sowie der Huldigung von Schönheit und Liebe besteht.

Die Grazer Keplerspatzen werden das Werk in einer spannungsgeladenen Fassung für zwei Klaviere (Aleksey Vylegzhanin & Levon Avagyan), Blechbläser, Flöten und umfangreiches Schlagwerk aufführen, wodurch dem Gesang noch mehr Gewicht als in der Orchesterfassung verliehen wird. Die rhythmischen Kräfte wird ein Schlagwerkensemble des Johann-Joseph-Fux Konservatoriums Graz entfesseln und das Blechbläserensemble SoundINNBrass wird dem Ganzen strahlende Glanzpunkte verleihen.

Ergänzt wird das Programm von zwei im Jahr 2023 entstandenen, sich in die Klangwelt bestens einfügenden Neukompositionen:

Dem rasanten "Legatum" (dt. Vermächtnis) des amerikanischen Komponisten Ryan Main (*1984) mit modernem lateinischem Text, synkopierten Rhythmen und faszinierenden Harmonien begleitet von Klavier und Schlagwerk. Die im Text aufgeworfenen Fragen sind nicht nur ein abstraktes Konzept, sondern berühren Grundlegendes, das in unserem täglichen Leben Relevanz und Dringlichkeit haben kann.

Und: "Ritual", einer rhythmisch treibenden Erzählung von Jake Runestad (*1986), die eine künstlich geschaffene Sprache für farbenfrohe klangliche Effekte verwendet. Der Titel spielt auf gesellschaftliche Rituale an, die nur um der Tradition willen fortbestehen, aber eigentlich ein tieferes Nachdenken und Überdenken erfordern würden. Schlagwerk und der Chor wüten mit düsterer Intensität, während eine einsame Solistin eine weichere, nachdenklichere Perspektive bietet. Trotz des Versuchs der Solostimme eine Veränderung herbeizuführen, wird diese zarte Stimme letztlich von der Macht der Tradition überrollt, und der Chor - mit erdigem, schroffen Klang mitunter am Rande des Brüllens - sowie die Trommeln übertönen jede alternative Perspektive.

Die hervorragenden Solisten sind Philipp Schöllhorn (Bariton), Tetiana Miyus (Sopran) und Jakob Nistler (Tenor), alles unter der Leitung von Ulrich Höhs.