Was in Europa über Jahrzehnte als selbstverständlich galt – jene lange Friedenszeit seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, die uns mit der stillen Gewissheit erfüllte, dass kriegerische Konflikte auf unserem Kontinent der Vergangenheit angehören –, ist in den letzten Jahren auf dem Hintergrund von geopolitischen Neuordnungen wieder problematisch geworden. Kriege, die wir nur aus fernen Weltregionen kannten, finden plötzlich in unmittelbarer Nachbarschaft statt. Mit ihnen ist etwas von jenem Sicherheitsgefühl abhandengekommen, das uns zuweilen (vielleicht allzu leichtfertig) begleitete. Gerade in solchen Zeiten der Unsicherheit und Sorge rückt die Frage nach dem was Frieden eigentlich ausmacht in den Fokus. Es dämmert, dass er wohl nicht bloß Geschenk ist, das uns zufällt, sondern mühsame Errungenschaft, welche aktives Engagement, Mut und – wie es in einem der an diesem Abend erklingenden Werke heißt – geradezu „ein Herz aus Eisen" (a heart of iron) erfordert.
Unser Programm spannt einen weiten Bogen von der eindringlichen Monumentalität von Karl Jenkins' The Armed Man, einem Werk, das die liturgische Tradition der Friedensmesse mit erschütternden Kriegsbildern konfrontiert, bis hin zu den meditativen Klängen Jake Runestads, dessen Peace Flows Into Me (nach einem Text der amerikanischen Dichterin Sara Teasdale) den Frieden als inneren Prozess begreift, der sich sanft, aber unaufhaltsam Bahn bricht. Dan Forrests Shalom erkundet die vielschichtige Bedeutung dieses hebräischen Wortes, das zugleich Friede, Ganzheit und Wohlergehen meint. Kim André Arnesens What Is Peace? (aus dem Zyklus Tuvayhun) stellt sodann die provokante These auf: „Peace is fire! Peace requires a strength of will". Friede sei also keineswegs passiv, sondern verlange Entschlossenheit und Mut. Den Abschluss bildet das traditionelle Spiritual I've Got Peace Like a River in der Bearbeitung von Tim Osiek, welches die unerschütterliche Zuversicht besingt, die keine äußeren Umstände zu erschüttern vermögen.
Ein Konzertabend, gestaltet mit der Überzeugung und der Hoffnung, dass die Musik jene Brücken bauen kann, welche Worte allein nicht zu errichten vermögen.
Informationen Konzert der Grazer Keplerspatzen Sopran: Friederike Kühl Wann & Wo Karten Dort erhältlich: |
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