Leonard Bernstein´s Chichester Psalms wurden 1965 uraufgeführt und nehmen Bezug auf seine jüdische Herkunft und Religion. Der Komponist hat den Text aus Psalmen mit eigenen Textanteilen ergänzt. Das dreiteilige, in hebräischer Sprache komponierte Werk war die tonale Reaktion auf vorhergehende atonale Kompositionsversuche. Rhythmische, dynamische und orchestrale Kontraste, wie das Wechselspiel der Harfe mit dem Orchester oder ein Knabensopransolo machen den Reiz des bei Chören als besonders anspruchsvoll geltenden Werkes aus.
Einleitend nehmen die Keplerspatzen an diesem Konzertabend mit „Reproaches“ von Daniel Elder, komponiert 2017, passend zum liturgischen Jahreskreis, auch auf das Passionsgeschehen Bezug. In diesem doppelchörigen Werk mit Orgel wird das aufrüttelnde Geschehen aus einer neuen Perspektive, aus der Sicht Jesu, erzählt. Mit dem oftmals zu Beginn des Werkes vorgetragenen „Answer me“, soll eine Antwort auf das existentielle „Warum?“ nahezu heraufbeschworen werden. Dieses schonungslose und dennoch mit einem friedlich-elegischen „Crux fidelis“ endende Kleinod kann durchaus auch als Reflexion auf das später erklingende Werk „Cantata memoria“ verstanden werden.
Unter der Leitung von Ulrich Höhs musizieren die Grazer Keplerspatzen und CHORÖSI (Leitung: Susanne Höhs) mit dem Orchester „Girardi ensemble classique“ (Konzertmeister: Harald M. Winkler) sowie hochklassigen Solisten. Alexander Grassauer beispielsweise gewann erst kürzlich den ersten Preis im Elina Garanca Gesangswettbewerb.